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nächster Termin im September:
Montag, 16.9.2024, 19 Uhr
Thomas Wiedling: Krieg nach innen - Die Zerstörung des lebendigen Literaturaustausches mit Russland
Mit dem Angriffskrieg gegen die Ukraine hat Putin auch die Welt der Literaturvermittlung buchstäblich über Nacht zerbombt. Was mit großer Hoffnung, Elan und basierend auf dem Glauben an einen freien und friedlichen weltweiten Austausch von Kulturnationen seit den 1990er Jahren aufgebaut worden war, ist in den Grundfesten erschüttert und auf lange Sicht zerrüttet. Esd wird sich auch nach Putin nicht einfach wieder "anschalten" lassen. Denn Putin führt auch einen Krieg nach innen, der alle erarbeiteten und gewachsenen Strukturen beschädigt, wenn nicht zerstört hat, die ein lebendiger, liberaler, freier Literaturaustausch braucht. Dadurch haben nicht nur geschäftliche Kontakte, Netzwerke, Institutionen gelitten, sondern auch menschliche Beziehungen und Freundschaften. Ganze Lebensläufe nehmen gezwungenermaßen eine andere Richtung.
Thomas Wiedling hat sich seit seinem Slavistik-Studium in München, Freiburg und Moskau (fast) ganz der Vermittlung russischer Literatur verschrieben. Zuerst als literarischer Übersetzer von Autoren wie Sorokin, Bartov, Likhachev, Marinina oder verschiedenen Lyrikern. Seit den letzten 25 Jahren als Literaturagent. Er hat u.a. Glukhovsky für die Leser außerhalb Russlands entdeckt und vertritt heute russisch schreibende Autoren aus Russland, der Ukraine, Belarus oder im Exil wie Shishkin, Khodorkovsky und andere. Daneben auch die Erben von Ilf-Petrov, Bunin oder Pasternak.
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nächster Termin im Oktober:
Montag, 21.10.2024, 19.00
Hannah Krug: Europas Türschwelle Estland -
Mit Nationalismus und Neoliberalismus Russland trotzen.
Estland hat sich nach der sowjetischen Besatzung schnell zu einem souveränen Staat emanzipiert und sich wieder dem Westen zugewendet. Ein starkes Nationalbewusstsein und neoliberales Erfolgsdenken bestimmen den Zeitgeist. Die starke Abgrenzung vom ehemaligen russischen Besatzer zeigt sich in der Vernichtung von Sowjet-Denkmälern und der Schließung russischer Schulen. Bis heute sind in Estland allerdings ein Drittel der Menschen russischsprachig. Seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine fühlen sich viele als Putins Sündenbock. An der Türschwelle Europas mit einem Kriegstreiber als Nachbarn scheint Estland mehr gespalten denn je.
Hannah Krug, geboren 1992 in der Nähe von Köln, hat in Potsdam Medienwissenschaft und Kulturwissenschaft studiert. Ihre Ausbildung zur Journalistin absolvierte sie beim Bayerischen Rundfunk in München und beim Weser Kurier in Bremen. Sie lebt in Basel und arbeitet dort beim Schweizer Rundfunk und Fernsehen als Multimedia-Redakteurin. Mit Unterstützung eines Stipendiums hat sie zwei Monate in Tallinn gelebt und von dort für unterschiedliche deutsche Medien geschrieben. Seit einigen Jahren bereist sie die Länder Osteuropas. Über die Geschichte des ehemaligen „Ostblocks“ hat sie in der Schule kaum etwas gelernt. Umso grösser ist jetzt die Faszination für die Pluralität dieser Länder, die in einer „westlichen“ Wahrnehmung oftmals verdeckt wird.